Migration und Behinderung
In Deutschland leben etwa zwei Millionen Menschen mit Migrations-Hintergrund, die eine Behinderung haben. Auf welche Schwierigkeiten stoßen diese Menschen? Welche Hilfen und Beratungsangebote gibt es für sie? Diese und andere Fragen beantwortet der Text.
- Welche Beratungsstellen gibt es?
- Beratungsstellen für Migrant*innen und Menschen mit Behinderung
- Selbsthilfe-Vereine von Migrant*innen mit Behinderung
- Tipp: Linkliste
- Welche Unterstützung gibt es für Familien mit behindertem Kind?
- Info-Heft „Mein Kind ist behindert – diese Hilfen gibt es“
- Welche Hilfen gibt es für ältere Menschen mit Migrations-Hintergrund?
- Informationen zur sozialen Sicherung in Deutschland
Migrantinnen und Migranten in Deutschland haben oft zu wenige Informationen über Hilfsangebote für Menschen mit Behinderung. Das liegt zum Teil an fehlenden Sprachkenntnissen. Aber auch an fehlendem Info-Material. Haben die Menschen selbst eine Behinderung oder ein anderes Familienmitglied, dann stellen sich manchmal besondere Fragen und Herausforderungen. Zum Beispiel:
- Kann ich Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung beantragen?
- Wie finde ich persönliche Assistent*innen, die meine Sprache verstehen?
Antworten und Unterstützung bieten zum Beispiel Beratungsstellen.
Welche Beratungsstellen gibt es?
In Deutschland gibt es verschiedene Stellen, bei denen Menschen mit Behinderung und deren Angehörige Hilfe und Beratung bekommen. Die verschiedenen Beratungsstellen arbeiten meistens zusammen. Deshalb können Sie entweder zu einer Beratungsstelle für Migrant*innen oder für Menschen mit Behinderung gehen.
Bei Beratungsstellen der Kirchen, der Wohlfahrtsverbände oder der Lebenshilfe gibt es oft Berater*innen, die mehrere Sprachen sprechen. Neben Deutsch zum Beispiel Türkisch, Russisch oder Arabisch.
In manchen Städten gibt es Selbsthilfe-Gruppen für Migrant*innen mit Behinderung. Auch diese Gruppen können Sie beraten.
In vielen Städten und Kreisen beteiligen sich Integrationsräte (Ausländer-Beiräte) an der Kommunalpolitik. Auch bei diesen können Sie Ihre Fragen stellen.
Beratungsstellen für Migrant*innen und Menschen mit Behinderung
In Deutschland gibt es viele Beratungsstellen für Migrant*innen und für Menschen mit Behinderung. Auch in der Nähe Ihres Wohnortes. Hier eine Auswahl:
- Wohnortnahe Beratungsstellen für Migrant*innen finden Sie auf der Internetseite des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF).
- Beratungsstellen für Flüchtlinge und Migrant*innen gibt es auch von den Wohlfahrts-Verbänden: Arbeiterwohlfahrt (AWO), Caritas, Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Diakonie, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST)
- Die Caritas bietet eine kostenlose Online-Beratung für Migranten und Flüchtlinge.
- AWO Berlin – Fachstelle Migration und Behinderung. Die Fachstelle berät zum Thema Migration und Behinderung. Außerdem vermittelt sie Kontakte und vernetzt Menschen.
- Bei der Lebenshilfe Dortmund gibt es eine Beratungs- und Kontaktstelle für Menschen mit Migrationshintergrund und Behinderung. Dort bekommen Familien mit Migrationshintergrund und behinderten Angehörigen Informationen und Kontakte. Die Anlaufstelle bietet auch die Möglichkeit zu Begegnung und Gesprächen. Die Beratung ist in verschiedenen Sprachen möglich. Zum Beispiel in Türkisch, Arabisch, Russisch oder Englisch.
- EUTB-Beratungsstellen. Hier bekommen Sie Beratung zu den Themen Behinderung und Teilhabe. In den Beratungsstellen haben viele Berater*innen selbst eine Behinderung. Mehr Informationen lesen Sie im Familienratgeber-Artikel EUTB – Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung. Sie können im Internet nach EUTB-Beratungsstellen in Ihrer Nähe suchen.
Selbsthilfe-Vereine von Migrant*innen mit Behinderung
Außerdem gibt es Selbsthilfe-Vereine von Migrant*innen mit Behinderung und deren Angehörigen. Zum Beispiel diese:
- MINA-Leben in Vielfalt e.V. (Berlin) – Beratungs- und Kontaktstelle für Menschen mit Behinderung und deren Angehörige. Unter anderem gibt es Selbsthilfe-Gruppen für Väter und Mütter (deutsch, türkisch, arabisch).
- Die Sputniks e.V. - Vereinigung russisch-sprachiger Familien mit Kindern mit Behinderung in Deutschland. Es gibt 40 Sputnik-Selbsthilfe-Gruppen vier Hauptvertretungen in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin und Nordrhein-Westfalen. Eltern unterstützen sich gegenseitig bei Behörden-Besuchen, Arztterminen, Pflege ihrer Kinder und vieles mehr.
- TIM (Nürnberg) – Türkisch-Deutscher Verein zur Integration behinderter Menschen e.V. TIM e.V. berät und unterstützt Menschen mit Behinderung und Migrationshintergrund sowie deren Angehörige. Der Verein ist offen für Menschen aller Nationalitäten.
- UMUT e.V. (Hannover) – Anlaufstelle für Menschen mit Migrationshintergrund und Behinderungen. Dieser Verein berät, begleitet und unterstützt Migrant*innen mit Behinderung in Hannover und Umgebung. Sie können auch anrufen oder eine E-Mail schicken und Ihre Fragen stellen. Zum Verein gehören auch verschiedene Selbsthilfe- Gruppen, zum Beispiel für pflegende Angehörige oder Migrant*innen mit der Erkrankung Depression.
Tipp: Linkliste
Welche Unterstützung gibt es für Familien mit behindertem Kind?
Familienunterstützende Dienste werden normalerweise über die Eingliederungshilfe bezahlt. Wenn Sie keine Eingliederungshilfe bekommen, können Sie die Hilfen und Dienste der Wohlfahrts- und Behindertenverbände trotzdem in Anspruch nehmen. Sie müssen sie dann aber selbst bezahlen. Außerdem gibt es viele Angebote der Kirchen. Zum Beispiel für Familien und für Kinder mit Behinderung. Sie können diese Angebote auch nutzen, wenn Sie einer anderen oder keiner Religions-Gemeinschaft angehören. Die kirchlichen Stellen beraten Sie und geben Ihnen Adressen von Einrichtungen der Behindertenhilfe. Sie bieten auch oft Sprachkurse und Gesprächskreise an. Zum Beispiel für Mütter von Kindern mit Behinderung. Zudem gibt es dort Freizeitangebote wie singen, turnen, basteln, nähen, schwimmen oder kochen. Gerade für Kinder mit Behinderung sind solche Spielgruppen wichtig. Sie können dort Freunde finden und die deutsche Sprache lernen.
Mehr Informationen lesen Sie im Familienratgeber-Artikel Familienunterstützender Dienst.
Info-Heft „Mein Kind ist behindert – diese Hilfen gibt es“
Vom Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e. V. (bvkm) gibt es ein Info-Heft.
Das Heft heißt:
Mein Kind ist behindert – diese Hilfen gibt es (Stand: 2020).
Es bietet einen Überblick über die Leistungen, die Menschen mit Behinderung in Deutschland zustehen. Das Heft gibt es in verschiedenen Sprachen: in Deutsch, in Türkisch-Deutsch, Arabisch-Deutsch, Englisch-Deutsch und in Russisch-Deutsch. Sie können das Heft in allen Sprachen kostenlos herunterladen. Oder Sie bestellen es als gedrucktes Heft.
Welche Hilfen gibt es für ältere Menschen mit Migrations-Hintergrund?
Inzwischen leben sehr viele ältere Menschen mit Migrations-Hintergrund in Deutschland. Auch unter ihnen gibt es Menschen mit Behinderung und Menschen, die Pflege benötigen. Viele wünschen sich Betreuer*innen und Pfleger*innen, die ihre Sprache sprechen.
Mit dem Alter stellt sich für viele Migrant*innen die Frage: "Möchte ich wieder zurück in die alte Heimat oder bleibe ich in Deutschland?" Es gibt dabei einige Punkte, die Sie beachtet sollten. Zum Beispiel die Frage nach dem Aufenthaltsrecht, die Sicherung der Rente und die Krankenversicherung.
Die Caritas Deutschland bietet auf ihrer Internetseite kostenlose Beratung an:
Online-Beratung zum Thema Leben im Alter
Online-Beratung zum Thema Migration
In vielen deutschen Großstädten gibt es Beratungsangebote und Treffpunkte für ältere Menschen mit Migrationshintergrund. Zum Beispiel:
- Vom Amt für Soziales in Berlin gibt es eine Internetseite zum Thema Ältere Migrantinnen und Migranten. Dort finden Sie unter anderem Beratungs-Angebote und eine Liste mit Pflege-Einrichtungen.
- Das Kompetenz Zentrum Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe (komzen) in Berlin hilft und berät zum Thema Alter und Migration. Es ist auch Treffpunkt für alle Interessierten.
- Caritas Frankfurt: Ältere Migrantinnen und Migranten
Demenz und Migration
Die Internetseite Demenz und Migration bietet viele Informationen zum Thema Demenz-Erkrankung bei Menschen mit Migrationshintergrund. Zum Beispiel:
- Wissen über Demenz in vielen verschiedenen Sprachen. Darunter Türkisch, Polnisch, Russisch, Arabisch, Englisch.
- Eine Landkarte, die Ihnen einen Überblick über mehrsprachige Beratungsstellen gibt.
- Informationen, die Ihnen den Zugang zu Menschen mit Migrationshintergrund erleichtern können.
Informationen zur sozialen Sicherung in Deutschland
Vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gibt es ein Info-Heft.
Das Heft heißt:
Soziale Sicherung im Überblick (Stand 2021).
Darin gibt es Informationen zum Beispiel über:
- Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung
- Arbeit - Beratung und Infos für Arbeitsuchende
- Sozialhilfe
- Wohngeld
- Erziehungsgeld
- Hilfen für Menschen mit Behinderung.
Sie können das Heft in sechs Sprachen kostenlos herunterladen – Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Türkisch. Sowie in Leichter Sprache.
Sie können es auch als gedrucktes Heft bestellen.
Weitere Informationen
- Das Thema Migration und Behinderung auf der Internetseite des Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e.V. (bvkm) .
- Thema Migration und Behinderung auf der Internetseite der Lebenshilfe e.V.
- Die Caritas hilft Menschen mit Migrationshintergrund bei Fragen und Problemen. Zum Thema Migration und Integration auf der Internetseite der Caritas.
- Vom Verein MINA e.V. gibt es das Info-Heft Flucht, Migration und Behinderung. Wege zur Teilhabe und Engagement. Darin geht es um die Situation von Menschen mit Flucht- und/oder Migrationshintergrund und Behinderung in Deutschland. Das 30-seitige Heft bietet Tipps für die Beratung und Unterstützung dieser Menschen. Es richtet sich also auch an Berater*innen und Selbsthilfe-Organisationen.
- Info-Heft Deutschland inklusiv? Migration und Behinderung. Wie leben Menschen mit Behinderung und Migrationshintergrund in Deutschland? Menschen mit Behinderung aus verschiedenen Ländern erzählen: aus der Türkei, dem Libanon, aus Polen, Kroatien oder Österreich.
- Von der AWO Berlin gibt es ein Info-Heft mit dem Titel "Leitfaden zur Beratung von Menschen mit einer Behinderung im Kontext von Migration und Flucht". Es ist hilfreich besonders für Berater*innen von Migrant*innen und Geflüchteten mit Behinderung.
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