Infos für Menschen mit Behinderung und deren Angehörige.

Sexuelle Aufklärung

Für Jugendliche ist Sexualität ein sehr wichtiges Thema. Doch ist es oft für Eltern, Betreuer, Lehrer und Jugendliche schwierig, darüber zu sprechen. Eine gute sexuelle Aufklärung ist aber für alle Jugendlichen sehr wichtig, um eine selbstbestimmte und lustvolle Sexualität zu erleben. Außerdem zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass aufgeklärte Kinder viel seltener Opfer sexueller Gewalt sind. Aufgeklärte Frauen werden seltener ungeplant schwanger. Männer stecken sich seltener mit Geschlechtskrankheiten an. Jugendliche mit schweren, mehrfachen oder geistigen Behinderungen brauchen wie alle Jugendlichen eine gute Aufklärung: Wichtig ist, dass man dabei auf ihre persönlichen Möglichkeiten und Bedürfnisse eingeht.


Recht und Gesetze zum Thema

In Artikel 23 der UN-Behindertenrechtskonvention steht: Menschen mit Behinderung können selbst entscheiden, ob sie eine Familie gründen oder eine Ehe schließen wollen. Auch das deutsche Grundgesetz gibt allen Menschen das Recht der (sexuellen) Selbstbestimmung. Das bedeutet: Jeder kann selbst entscheiden, ob er eine Familie gründen, Sex oder einen Partner haben will.

Sexualaufklärung im Jugendalter: Wie entsteht ein Kind, was passiert mit meinem Körper, Verhütung und Krankheiten

Sexuelle Aufklärung ist für alle Kinder und Jugendlichen sehr wichtig. Durch eine gute Aufklärung können sie lernen, über sexuelle Fragen und Wünsche zu sprechen. Eltern sollten je nach Entwicklung möglichst früh damit anfangen. Zum Beispiel, wenn die Nachbarin einen dicken Bauch und dann ein Baby bekommt. Eltern können dann erklären, wie ein Kind entsteht. Außerdem sollten Mädchen und Jungen wissen, dass sich ihr Körper in der Pubertät verändern wird. Am besten bevor die erste Monatsblutung oder ein Samenerguss auftreten. Werden die Kinder dann älter, sollten Eltern, Lehrer oder Betreuer auch über Sex, Verhütung oder Krankheiten sprechen.

Beim pro familia Landesverband Sachsen e.V. können Sie kostenlos eine Info-Broschüre zur Menstruation in Leichter Sprache herunterladen.

Wer kann Kinder und Jugendliche über Sexualität aufklären?

Manche Lehrer wollen nicht über sexuelle Themen sprechen. Viele Eltern tun sich damit schwer. Damit die Jugendlichen trotzdem eine gute sexuelle Aufklärung bekommen, kann man Beratungsstellen um Hilfe bitten. Beratungsstellen können Eltern, Lehrern oder Betreuern Tipps geben, wie man mit den Jugendlichen über Sexualität sprechen kann. Oder Berater reden selbst mit den Jugendlichen über Sexualität. Beratungsstellen bieten auch getrennte sexuelle Aufklärung für Jungs und Mädchen an. Wichtig ist nur, dass alle Jugendlichen möglichst früh aufgeklärt werden, egal ob sie eine Behinderung haben oder nicht.

Zu empfehlen sind die Pro Familia-Beratungsstellen. Es gibt 180 Beratungsstellen in ganz Deutschland. Hier können Eltern, Lehrer, Betreuer oder Jugendliche Fragen zu Sexualität, Partnerschaft, Schwangerschaft, Krankheiten und Elternschaft stellen. Pro Familia bietet auch eine kostenlose Online-Beratung.

Warum ist eine gute sexuelle Aufklärung wichtig?

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass aufgeklärte Kinder viel seltener Opfer sexueller Gewalt sind. Aufgeklärte Frauen werden seltener ungeplant schwanger. Männer stecken sich seltener mit Geschlechtskrankheiten an. Denn im Aufklärungsunterricht lernen die Kinder und Jugendlichen zum Beispiel:

  • Wie entsteht ein Kind?
  • Was ist erlaubt und was ist verboten? Zum Beispiel: Erwachsene dürfen keine sexuelle Beziehung zu Kindern haben. Keiner darf einen anderen Menschen dazu zwingen, Sex zu haben. Erwachsene kennen diese Regeln, Kinder und Jugendliche müssen sie erst lernen.
  • Wie benutzt man ein Kondom?
  • Wie schützt man sich vor Krankheiten?
  • Wie kann man eine Schwangerschaft verhindern?
  • Wie sucht man sich Hilfe, wenn man sexuell belästigt wird?

Sexuelle Aufklärung für Menschen mit geistiger Behinderung

In der Pubertät entwickeln sich Menschen mit geistiger Behinderung genauso wie andere Jugendliche in diesem Alter. Mädchen werden zu Frauen, Jungs zu Männern. Nur die geistige Entwicklung verläuft oft etwas langsamer. Eltern, Betreuer oder Lehrer sollten aber trotzdem früh genug mit der sexuellen Aufklärung anfangen.

Die sexuelle Aufklärung von Menschen mit geistiger Behinderung sollte mehrmals stattfinden. Je öfter die Jugendlichen die Regeln und Tipps zum Thema Sexualität gehört haben, desto besser können sie sich daran erinnern. Außerdem sollten die Jugendlichen lernen, was erlaubt ist und was nicht. Sie sollten auch lernen, wie man jemandem sagen kann, dass man in ihn verliebt ist. Die sexuelle Aufklärung muss leicht verständlich sein: Texte sollten zum Beispiel in Leichter Sprache geschrieben sein. Am besten nutzen Lehrer, Betreuer oder Eltern auch Bilderbücher mit Bildern und Fotos.

Es gibt im Internet kostenlose Texte zum Thema geistige Behinderung und Sexualität für Eltern und Jugendliche:

Aufklärung und Stärkung von Mädchen mit Behinderung

Mädchen und Frauen mit Behinderung sind stark gefährdet, sexuelle Gewalt zu erleben. Das zeigt die wissenschaftliche Untersuchung des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. So zeigt die Untersuchung, dass etwa 4 von 10 Mädchen mit Behinderung sexuelle Gewalt erlebt haben.
Man kann Mädchen mit Behinderung durch sexuelle Aufklärung besser vor sexueller Gewalt schützen. Nur wenn sie wissen, was in Ordnung ist und was nicht, können sie etwas dagegen tun. Außerdem ist es wichtig, Mädchen mit Behinderung zu unterstützen, zu fördern und mit Bildung zu stärken.
Mädchen mit Behinderung sollten zum Beispiel lernen:

  • selbst zu entscheiden, wer sie anfassen darf und wer nicht.
  • was ein Betreuer, Arzt, Therapeut oder Pfleger darf und was nicht.
  • sich Hilfe zu suchen, wenn jemand sie sexuell bedrängt.
  • nein zu sagen, wenn sie keinen Sex oder ähnliches wollen.

Weitere Informationen zum Thema:

Selbstbefriedigung

Die meisten Jugendlichen befriedigen sich selbst. Mädchen und Jungen mit Behinderung selbstverständlich auch. Selbstbefriedigung ist völlig normal und hilft, den eigenen Körper besser kennen zu lernen. Die Jugendlichen sollten aber lernen, wo Selbstbefriedigung erlaubt ist und wo sie verboten ist. Meistens verstehen Jugendliche, dass man seine Sexualität nicht überall frei ausüben darf. Manche Jugendlichen mit Behinderung brauchen auch Hilfe: Zum Beispiel, wenn sie nicht wissen, wie sie sich selbst befriedigen können. Sie empfinden Lust, wissen aber nicht wie sie die Lust ausleben können. Manche Jugendliche sind deswegen sehr unzufrieden und enttäuscht. Beratungsstellen können den Jugendlichen und Eltern helfen.

Schwangerschaftsverhütung

Bevor es zum Geschlechtsverkehr kommt, sollten Jungen und Mädchen mit Behinderung wissen, wie man eine Schwangerschaft vermeiden kann. Eltern, Lehrer oder Sexual-Therapeuten können den Jugendlichen zeigen, wie man ein Kondom benutzt oder was die Anti-Baby-Pille ist.

Frauen mit geistiger Behinderung sollten wissen, wann sie Verhütung brauchen und wann nicht. Manchmal haben junge Frauen mit geistiger Behinderung zum Beispiel gar keinen Sex. Dann brauchen sie auch nicht verhüten. Doch sie bekommen oft trotzdem die Anti-Baby-Pille verabreicht. Dabei können manche Verhütungsmittel schwere Nebenwirkungen haben. Besser ist es, erst mit den jungen Frauen zu sprechen und zu fragen, ob sie sexuellen Kontakt haben wollen. Erst dann sollte man mit ihnen über Verhütung nachdenken. Am besten ist es, wenn Mädchen und junge Frauen gut aufgeklärt sind. Dann wissen sie selbst, wann sie Verhütungsmittel brauchen und wann nicht. Außerdem sollten Eltern, Betreuer und das junge Mädchen selbst mit einem Frauenarzt über Verhütung sprechen. Zum Beispiel:

  • Welche Nebenwirkungen können auftreten?
  • Kann man die Anti-Baby-Pille zusammen mit anderen Medikamenten nehmen?
  • Gibt es Krankheiten, mit denen man die Anti-Baby-Pille nicht nehmen darf?

Hat sich eine junge Frau mit geistiger Behinderung für die Anti-Baby-Pille entschieden, sollte die Pille immer an einer auffälligen Stelle liegen. So kann man die Pille nicht so schnell vergessen. Junge Frauen sollten auch eine Person haben, mit der sie über die Anti-Baby-Pille sprechen können. Zum Beispiel, wenn sie die Anti-Baby-Pille vergessen hat, Nebenwirkungen auftreten oder etwas seltsam ist.

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